Hi
Auch die anderen Beckenbewohner haben ein Recht auf ein artgerechtes Leben. Wenn wir uns diese Tiere zulegen stehen wir nun mal in der Pflicht es ihnen zu bieten. Alles andere ist Tierquälerei.
Hat man den Wunsch seine Schildkröte mit Fischen oder anderen Wasserbewohnern zu vergesellschaften sollte man nach folgenden Gegebenheiten schauen:
-welche Wassertemperaturen habe ich das Jahr über im Becken?
-wie sind die Wasserwerte? Ganz wichtig sind Ph und Kh, Nitrat sollte auch bekannt sein
-haben die Fische Verstecke und Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung?
-ist die Schildkröte ein aktiver Fischjäger?
Die Ergebnisse aller obigen Fragen schreibt man sich auf einen Zettel und schaut sich an welche Fische einem gefallen könnten.
Dann geht es an die Auswahl:
1. passt der Fisch zu den Wassertemperaturen?
2. passt der Fisch zu den Wasserwerten? Verträgt er den Nitratwert?
3. wie groß wird der Fisch? Reicht die Beckengröße?
4. kann der Fisch der Schildkröte gefährlich werden?
5. welche Beckeneinrichtung braucht der Fisch?
6. Einzelgänger, Gruppen oder Schwarmfisch
7. Stressfaktor des Fisches?
8. kann der Fisch der Schildkröte entkommen?
9. was frisst der Fisch?
Zu 1: Manch einer überwintert die Schildkröte separat, dann können die Fische im Becken bleiben, 18-20°C sollten trotzdem als unterste Grenze möglich sein.
Zu 2: Passen Ph und Kh nicht wird der Fisch sterben, ein zu hoher Nitratwert lässt die Tiere kränkeln, entweder einen anderen Fisch wählen oder das Wasser dementsprechend aufbereiten.
Zu 3: Manch Schilderwels wird 40-60cm groß. Auch wenn sie noch so hübsch anzusehen sind, so ein Tier wird über kurz oder lang zu einem Problemtier wenn nicht das richtige Becken vorhanden ist. Das selbe gilt für "Feuerschwänze", "Haibarben", "Minihaie" usw
Zu 4: So manche Fische haben Stacheln in ihren Flossen, das ist bei der Kombination große Schildkröte und kleiner Fisch (Welse, besonders Panzerwelse und Stichlinge, einige Barscharten) gefährlich wenn der Fisch komplett ins Maul passt. Kugelfische sind z.B. giftig, ebenso Corydoras sterbaii unter Stress. Ein Stich von ihnen ist etwas schmerzhafter wie ein Wespenstich, weiß ich aus eigener Erfahrung...
Zu 5: Einige Fische bevorzugen freies Wasser, andere dichte Pflanzenstände auch Höhlen sind für manche Tiere wichtig
Zu 6: Saugwelse sind eher Einzelgänger und bilden auch Reviere welche sie aggressiv verteidigen können, einige Zwergbuntbarsche und Zahnkarpfen sind Gruppentiere, von denen sollte man min 5 Stück kaufen, Schwarmtiere ab 15 Tiere aufwärts.
Zu 7: Der Stressfaktor wird oft unterschätzt. So manche kleine Schildkröte schätzt es gar nicht wenn ein Rudel Guppys ständig in der Nähe ist und ihr das Futter streitig macht. Große Welse können in der Schildkröte einen Konkurrenten sehen und versuchen diese zu vertreiben, kleinere Tiere können dabei durchaus zu Tode kommen.
Zu 8: Wenn es Futterfische sein sollen erübrigt sich diese Frage natürlich. Wenn es jedoch einige Zeit dauert bis die Schildkröten die Fische erbeuten muss man alles beachten was hier aufgelistet wurde um den Fisch nicht unnötig zu quälen. Sollen die Fische gar nicht gefressen werden sollte man sie gleich in der Zoohandlung belassen oder ein separates Becken bewohnen.
Futterfische sollte man sich stets selber züchten oder von privaten Züchtern erwerben um sicher zu gehen das diese nicht mit Medikamenten behandelt wurden. Die die Reste der Abbauprodukte sammeln die Tiere in ihren Organen und diese Reststoffe sammeln sich dann wiederum in Organen unserer Lieblinge an.
Zu 9: Fische müssen zusätzlich gefüttert werden. Zumindest wenn es sich um größere Exemplare handelt welche nicht von den Futterresten leben können. Raspelnde Saugwelse benötigen außerdem noch weiches Holz und pflanzliche Zusatznahrung welche am besten über Nacht gereicht wird.
Eine gute Alternative zu Fischen sind oftmals kleine Garnelen. Aber auch hier müssen die Gegebenheiten stimmen.
Was gar nicht geht sind Tiere wie Axoltl, Frösche, Salamander und Molche. Diese sind zu langsam und zu wehrlos um sich gegen Schildkröten zur Wehr setzen zu können und werden recht schnell in deren Magen landen.
So viel dazu, lg Marco